Leon's Blog

„Ich gebe nur Denkanstöße...“

Schöne Bilder

Geschrieben am 31 Oct 2014

Zum dritten und letzten Tag gibt es nicht viel zu erzählen. Jedenfalls, wenn man von dem ausgeht, was man erlebt hat. Das heißt nicht, dass ich nicht viel zu schreiben hätte.

Alles fing damit an, dass ich mich dazu überreden lassen habe, das “grüne Gewölbe” anzusehen. Den meisten dürfte nach diesem Satz nicht entgangen sein, dass es mir dort nicht besonders gefallen hat. Zum einen stimmt das, zum anderen ist “nicht besonders” hier eine maßlose Untertreibung. Auf meiner Langeweileskala von 1 bis Achterbahn fahren liegt das Museum nämlich deutlich unter Religionsunterricht. Und das will was heißen!

Man betritt das Gebäude und findet links und rechts zwei lange Schlangen. Als stolzer Besitzer eines Online-Tickets, welches man unter größtem Aufwand im Internet-Cafe des Hotels ausgedruckt hat (ich sage nur: Windows XP…), darf man diese aber zum Glück ignorieren. Dann darf man seine Sachen in ein kleines Schließfach zwängen, was aber nicht nur einen Euro, sondern, wohl Inflationsbedingt , gleich zwei Euro als Pfand für seine Dienste nimmt.

Drinnen gibt es dann 9 Räume, deren Wände mit alten Vasen, Schränken, Bildern, usw., vollgestopft wurden. Zwischen den Wänden befand sich ein Haufen Leute, die alle telefonierten. Zumindest hatte es von außen so ausgesehen. In Wirklichkeit hatte das Museum das Konzept “Schild”, auf dem die wichtigsten Informationen über ein Ausstellungsstück kurz und übersichtlich zusammengefasst sind, durch diese ach-so-modernen “Audioguides” ersetzt. Über die Gründe kann ich nur Vermutungen anstellen. Vielleicht aus Umweltgründen, weil für die Papierschilder ja mindestens ein achtel Baum gefällt werden muss. Oder sie haben einfach keinen Platz dafür.

Jetzt hat man also die Wahl: Man kann dumm bleiben, oder sich einen zehnminütigen Vortrag über den aktuellen Raum anhören. Oder man macht es wie ich, und sieht sich nicht den alten Trödel an, sondern beobachtet die anderen Leute, die sich den alten Trödel ansehen. Das ist auch ganz interessant: Alle bewegen sich in der gleichen Richtung und der gleichen Geschwindigkeit an den Wänden des Raums entlang, gelenkt von der Stimme aus ihrem Audioguide. Wir, also ich und ein Leidensgenosse (Hallo Papa), haben überlegt, eine Kamera zu installieren und einen Livestream in ein Kunstmuseum zu übertragen, wo dass ganze dann als gesellschaftskritisches Werk mit dem Motiv der Gehirnwäsche ausgestellt wird.

Wir lästern noch ein bisschen über die damaligen Schönheitsideale, dann lehne ich mich auf ein Geländer, dass zwischen mir und einem alten Tisch steht. Ich beuge mich etwas nach vorne und piiieeeep die Alarmanlage geht los. Ich lehne mich wieder zurück und sie geht aus. Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass ich das war. Ungefähr 2 Minuten habe ich gebraucht, um herauszufinden, dass ich an dem piepsen Schuld war, und bin dann woanders hingegangen. 5 Minuten später hatte es auch das Museumspersonal herausgefunden.

Am Ausgang befand sich ein Gästebuch, daneben ein Kugelschreiber. Ich warf einen Blick rein. Auf der aufgeschlagenen Doppelseite befanden sich drei Einträge, die alle nahezu gleich waren:

“Immer einen Besuch Wert. Faszinierend!

Das Wort “faszinierend” war in jedem Eintrag auf der gerade aufgeschlagenen Seite, sowie den beiden davor zu finden. Dieser Reihe musste ich sofort ein Ende machen, aber der eingetrocknete Kugelschreiber lies einem nicht gerade viel literarischen Spielraum.

Wenn du also mal zufällig im grünen Gewölbe in Dresden bist, kannst du dir jetzt im Gästebuch meinen Eintrag ansehen:

“Meh…”

Nach dem Mittagessen und 222 Treppenstufen sieht die Welt schon gleich ganz anders aus, so nämlich:

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(Diese Überleitung hat einen Applaus verdient, nicht?)

Den Rest des Tages war ich noch ein bisschen in ein paar Einkaufszentren, und in einer bekannten Kaffehaus-Kette, die nach einen Steuermann aus dem Buch “Huckleberry Finn” benannt ist, und die nicht zuletzt wegen ihrem kostenlosen WLAN gut besucht ist.

Und mit dieser Langzeitaufnahme aus dem Hotelzimmer, beende ich dann diesen doch etwas lang geratenen Beitrag:

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